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Dr. XXL   und das Autofahren

Am 10. Februar 1971 habe ich in Füssen im Allgäu meinen Führerschein gemacht. Nun bin ich in der glücklichen Lage, 40 Jahre unfallfrei Auto zu fahren.

Auf meinem roten BMW, den ich mir 1985 neu gekauft habe, sind heute 2010 genau 362.000 Kilometer Fahrleistung mit dem ersten Motor. Für einen Benzinmotor ist das gut.

In Nesselwang im Allgäu, wo meine Familie ab 1965 zu Hause war, gab es einen alten Arzt. Es hieß dann, der ist jetzt über 90 Jahre alt und hat sich noch einen nagelneuen Mercedes gekauft. Jeder hatte Angst, mit ihm im Straßenverkehr zusammenzutreffen.

Einmal, als ich mit meiner Mutter samt Paddelboot vom Hopfensee zurück kam und wir die engen kurvigen Allgäuer Nebenstraßen nach Nesselwang nutzten, fiel mir ein hochglanzpolierter neuer Mercedes auf, der mit 20 bis 30 Stundenkilometern sich ausgerechnet den Mittelstreifen vorgenommen hatte, den er stur zwischen seinen beiden Seitenrädern als Mittelmaß genommen hatte. Das muss Dr. XXL sein. Von Hopferau bis Seeg hatte ich ihn vor mir. Gegenverkehr kam zum Glück nicht, die hätten alle rechts heran müssen. Soviel ich auch hupte, Dr. XXL lies nicht davon ab, den Mittelstreifen der beiden Straßenspuren als Mittelmaß für seinen Mercedesstern gelten zu lassen. Nach einer nervenaufreibenden Fahrt war ich froh, über einen Umweg, diesem Arzt entgangen zu sein.

Lange währten seine Autofahrkünste nicht mehr. Mit seinem neuen Mercedes ist er bald von Nesselwang nach München gefahren, Autobahn gab es damals noch nicht. Er besuchte dort seine Tochter. Angeblich ist er mit seinem neuen Mercedes glücklich vor dem Haus seiner Tochter angekommen, sah den Mercedes seiner Tochter  und fuhr ungebremst seinen neuen Mercedes auf den Mercedes seiner Tochter.

Die Epoche Dr. XXL war bald zu Ende. Nachdem das Auto kaputt war, sollte er kein Neues mehr bekommen. Seine Lebensfreude  war dahin und er starb bald.

Aufgeschrieben im Juli 2010 von Siegfried Schmidt, dzt. Ostseebad Baabe auf Rügen

 

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