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Grundstellung

Eines Rüganers beim Wildschweinfang und
Eines Usedomers nach dem Wildschweinfang

 

2001 kam mein letztes in Papier gedrucktes Buch „Rügen lacht“ heraus im rügener Gampe-Verlag.

Die Chefin ist ganz nett, er ist der absolut schönste Buchdrucker auf Rügen.

Das Titelbild bringt mich mit der Grundstellung eines Rüganers vor dem Wildschweinfang.

Rechte Hand hoch, Zeigefinger und Mittelfinger in die Höhe gestreckt, so erklärte ich meinem Hund Zobi:

„Keine Angst, wenn hier im Göhrener Wald eine Wildsau angesaust kommt, still stehen bleiben, ich stecke ihr beide Finger in den Rüssel bis sie ohnmächtig umfällt, wenn sie keine Luft mehr bekommt, dann ziehe ich beide Finger raus und wir laufen schnell weg!“

Mein Hund verstand das, und der kleine „Poke Zobi“ ging friedlich mit mir in den Wald, von Göhren Richtung Göhrener Dreieck.

Ein Professor aus Greifswald, zu dem mich die Berufsgenossenschaft Mannheim für das Hotel und Gaststättengewerbe schickte, weil ich Schwierigkeiten mit meinen Hand-Innenflächen hatte, erklärte mir: „Das können Sie mir nicht erzählen, so fängt man keine Wildschweine, haben Sie das selbst probiert oder ist das eine These?“

„Natürlich ist das eine These, ich habe doch gar keine Ahnung von Jagd.“

Nun traf ich aber einen Jäger von Usedom. Jahrelang kannten wir uns schon und endlich schenkte ich ihm mein Buch „Rügen lacht“ mit der Grundstellung eines RÜGANERS beim Wildschweinfang.

Dann erzählte er mir eine Geschichte die er selbst erlebt hatte, zeigte mir auch seine linke Hand und tatsächlich, der linke Mittelfinger war nur noch halb dran. Und das ging so:

Ein Norweger kam nach Usedom und wollte Wildschweine jagen, weil es die in Norwegen nicht geben würde. Man verabredete eine Wochenend-Treibjagd mit Hundemeute, diversen Jägern auch der Norweger war dabei und wollte sein Glück versuchen.

Endlich wurde man fündig, traf eine Wildschweinmeute an

1 großer Keiler

diverse Sauen

Der Norweger zielte aus sicherer Entfernung vom Hochsitz und traf den Keiler genau zwischen den Hinterbeinen mit der Schrotladung. Der sauste auch gleich quiekend in Richtung auf das Schilf am Ufersaum und die Sauen versuchten das Weite zu suchen.

Alle Jäger sausten mit den Gewehren hinterher, die Hundemeute losgelassen, der Norweger voran, wollte er doch endlich ein Wildschwein erlegen.

Unser Usedomer Wildschweinfänger suchte nach dem angeschossenen Keiler. Er wollte ihm weitere Schmerzen ersparen und den Gnadenschuss setzen. Nun ging es durch das Dickicht, mit den Händen die Halme auseinandergebogen, den massigen Körper voran aber DA, DA !!!

Der Keiler hatte sich vor Schmerzen mit dem Hinterteil tief in den Schlamm im Schilf gesetzt, saß jetzt

AUGE IN AUGE VOR UNSEREM USEDOMER JÄGER

UND SETZTE ZUM SPRUNG AN !!

In seiner Haut wollte ich nicht gesteckt haben. Geistesgegenwärtig warf er das Gewehr weg, umdrehen und den Lauf Richtung Keiler halten, ging wohl zeitlich nicht mehr, fasste mit beiden Händen den Keiler an den Ohren und schrie so laut er konnte nach den anderen Jägern, dem Norweger, den Hunden.

Der Keiler drehte den Kopf in alle Richtungen. Das hatte er noch nie erlebt, an den Ohren nach hinten gezogen zu werden!

Endlich kam die Hundemeute und griff den Keiler von hinten an, der Norweger kam zum Schuss und der Keiler fiel in den weichen Usedomer Uferschlamm.

Bei dem Gerangel um die weichen Wildschweinohren, dem Drehen und Wenden des Kopfes hatte unser Usedomer Jäger den linken Mittelfinger verloren, zermalmt zwischen den Zähnen des Keilers.

Nun habe ich endlich sein Bild, aufgenommen vor der Villa Zobel in Göhren in meinem Garten.

Und er sagte zu mir im Juni 2004:
“ Veröffentlichen Sie ruhig mein Bild mit dem halben Finger. Hätte ich schon damals von Ihrer Methode erfahren, dass ich nur die

RECHTE HAND mit den beiden Fingern (Zeigefinger und Mittelfinger) nehmen muss um ein Wildschwein zur Ohnmacht zu bringen, dann hätte ich meinen Finger wahrscheinlich behalten.“

Aufgeschrieben vom Rügener Heimatschriftsteller Siegfried Schmidt, Zobelhaus am Park,

Carlstraße 3A, 18586 Ostseebad Göhren

1. Juli 2004 www.schmidt-ruegen.de

Das ist kein Jägerlatein! Eine wahre Geschichte von Usedom!

 

 

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